Bamberger Erklärung: Antworten der im Bundestag vertretenen Parteien zu den Wahlprüfsteinen des VdM zur Bundestagswahl 2013
Antwort der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen:
Themenkomplex I.)
„Draußen vor der Tür?“ Musikalische Bildung braucht Zeiten und Räume in der Schule! Infrastrukturförderung für die Schaffung von Räumen für rd. 2 Millionen junge Menschen erforderlich FRAGEN:
BUNDESTAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Fragen werden im Zusammenhang beantwortet: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN teilen auch auf Bundesebene Ihre Einschätzung, dass die auch musikalische Bildung von der Ausweitung des Ganztagsschulangebotes profitieren sollte. Wir setzen uns auf Bundesebene für die Aufhebung des Kooperationsverbotes ein und werden ein neues Ganztagsschulprogramm mit mindestens 500 Mio. Euro pro Jahr unterstützen. Die konkreten Ziele, Umsetzungsschritte und Qualitätssicherungsverfahren für die musikalische Bildungsarbeit der Musikschulen wollen wir nicht auf Bundesebene regeln, sondern sehen wir als Aufgabe von Ländern und Kommunen.
Themenkomplex II.)
Hier interessieren uns Kernaussagen und Grundhaltungen Ihrer Partei zur Musikalischen Bildung. FRAGEN:
BUNDESTAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Fragen werden im Zusammenhang beantwortet: Durch kulturelle Bildung wird vielen Menschen die Tür zur Kunst aufgestoßen. Schulfächer wie Musik und Kunst sind für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN essentieller Bestandteil einer guten Bildung. Dafür brauchen wir genügend Personal, insbesondere künstlerische Lehrkräfte, und eine stärkere Kooperation mit den KollegInnen aus anderen Fachbereichen, Kulturinstitutionen sowie externen Kulturschaffenden. Ein weiterer bundespolitischer Ansatz für mehr Zugangsoffenheit liegt in der Abschaffung des verkorksten Bildungs- und Teilhabepaketes der Bundesregierung. Statt viel Geld in die Verwaltung von Ansprüchen zu stecken und Gutscheine auszugeben, die bei privaten Anbietern ohne Qualitätsgarantie landen, wollen wir als ersten Schritt zur Kindergrundsicherung die Kinderregelsätze erhöhen sowie in die Bildungs- und Teilhabeinfrastruktur investieren.
Themenkomplex III.)
Die Sicherung von Rahmenbedingungen für Musikkultur und Musikalische Bildung tangiert auch Bereiche, die über den Kern der Musikschularbeit hinausgehen, etwa Bereiche des Steuerrechts, der Künstlersozialversicherung oder von internationalen Handelsabkommen, um nur einige zu nennen. Hierzu bitten wir um Beantwortung der nachstehenden Fragen. FRAGE:
BUNDESTAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Die aktuelle Regelung, nach der Bildungsarbeit von Musik- Tanz- und Ballettschulen von der Umsatzsteuerpflicht befreit sind und somit Nutzer von Bildungsangeboten, auch im Musikschulbereich, entlastet und der Zugang zu diesen Bildungsangeboten breiten Bevölkerungsgruppen erleichtert wird, unterstützen wir.
FRAGE:
BUNDESTAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen das familiäre Engagement im Bereich musikalischer Bildung nicht über das Steuersystem fördern. Wir halten den derzeitigen Freibetrag für Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf eines Kindes von jährlich 2.640 Euro für ausreichend. Wir wollen allerdings die Teilnahmemöglichkeiten für Kinder vor allem aus bildungsferneren Familien auch in der musikalischen Bildung stärken. Das derzeit geltende Bildungs- und Teilhabepaket erfüllt die Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts zur Unterstützung bedürftiger Kinder nicht. Die aktuellen Zahlen über die Nutzung der verschiedenen Leistungen zeigen, dass das Bildungs- und Teilhabepaket seinen Zweck auch bei der Förderung der Teilnahmemöglichkeiten an kultureller und musischer Bildung verfehlt. Statt Kitas und Schulen zu stärken, wo die Kinder sich eh aufhalten, finanziert das Bildungs- und Teilhabepaket neue bürokratische Strukturen und private Nachhilfe. Nach der Wahl wollen wir das unsinnige Bildungs- und Teilhabepakets abschaffen und stattdessen in die Bildungs- und Teilhabeinfrastruktur investieren sowie den Kinderregelsatz erhöhen. Wir werden mit den Ländern über ein zweites Ganztagsschulprogramm verhandeln, damit die Verbesserungen fortgesetzt werden können, die durch das erste rot-grüne Ganztagsschulprogramm aus dem Jahr 2004 angeschoben wurden. Mit mindestens 500 Mio. Euro pro Jahr wollen wir flächendeckend inklusive Ganztagsschulangebote auf- bzw. ausbauen. Da gibt es dann sowohl mehr individuelle gezielte Lernförderung als auch außerschulische Kultur-, Sport- und Jugendangebote.
FRAGE:
BUNDESTAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Für unsere Partei steht es im Vordergrund, den Kreis der Abgabepflichtigen besser zu erfassen und zu kontrollieren. Das ist günstig für die Künstlersozialkasse und auch gerecht denjenigen gegenüber, die ehrlich zahlen.
FRAGE:
BUNDESTAGSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Wir setzen uns auf nationaler wie europäischer Ebene explizit für den Schutz von Kultur und kulturbezogenen Dienstleistungen ein. Neben dem Europäischen Parlament und dem Bundesrat hat auch unsere Bundestagsfraktion beschlossen, die Bereiche audiovisuelle Medien und Kultur aus den Verhandlungen für das Abkommen auszunehmen und einen entsprechenden Antrag eingebracht (BT-Drucksache 17/13925). In dem Antrag wird die Bundesregierung aufgefordert, ihr Abstimmungsverhalten zum Verhandlungsmandat ebenso wie zum Abkommen selbst im Rat unter anderem von einer Bereichsausnahme für audiovisuelle Medien und Kultur abhängig zu machen.
|