Musikschulkongress '07
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AG 29 |
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Referenten: Almuth Süberkrüb, Solms / Columbia SC/USA / Prof. Dr. Edwin E. Gordon, Columbia SC/USA
Jeder Mensch ist musikalisch, so wie auch jeder Mensch in gewisser Weise intelligent ist. Den Grad der Begabung zu erkennen und Schüler dementsprechend zu fördern, ist manchmal ein schwieriges Unterfangen. Die instinktive Wahrnehmung des Unterrichtenden sollte hierbei sinnvollerweise durch standardisierte Tests ergänzt werden, um Schülern eine gezielte Förderung zukommen lassen zu können.
Die Referenten stellten Tests vor, die den Lehrenden bei der Begabungseinschätzung unterstützen können. An Beispielen gaben sie Hinweise zum möglichen Umgang mit den Testergebnissen für eine optimale Förderung der individuellen Stärken und den Ausgleich der Schwächen der einzelnen Schüler.
Informationen zu den Referenten finden Sie unter AG 17.
Musikalische Begabung zu erkennen und Schüler dementsprechend zu fördern ist manchmal ein schwieriges Unterfangen. Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) hat keine Mühen gescheut, um den Kongressteilnehmern in Mannheim eine Begegnung mit Edwin E. Gordon zu ermöglichen, dessen Name gleichermaßen für gründliche und durchdachte Entwicklung von Musikalitätstests (zur Normierung führte Gordon meist in aufwendigen Verfahren Langzeitstudien mit großen Probantenzahlen durch) wie für Vorschläge zur Förderung der Schüler in Orientierung an den Testergebnissen steht.
In seinen Ausführungen beim Musikschulkongress verdeutlichte Gordon die Notwendigkeit, musikalische Begabung von der Leistung zu unterscheiden, die ein Mensch durch Entfaltung seines musikalischen Potenzials tatsächlich erbringt und durch entwickelte Fertigkeiten zeigt. Ein musikalischer Begabungstest gibt Informationen zu den Voraussetzungen, die ein Mensch mitbringt, um musikalisch erfolgreich zu sein, er kann und will jedoch keine endgültigen Aussagen über den tatsächlichen Entwicklungsstand der musikalischen Leistungsfähigkeit machen. Beispielsweise können Schüler mit geringer musikalischer Begabung, die ihrem Potenzial entsprechend optimal gefördert werden, eine relativ hohe musikalische Leistungsfähigkeit zeigen; Schüler, die ein hohes musikalisches Potenzial haben, welches nicht gefördert wird und brach liegt, können dagegen eine relativ geringe musikalische Leistungsfähigkeit zeigen. Die Tatsache, dass die Hälfte aller musikalisch hochbegabten Menschen keine musikalische Förderung erhält, da ihre Begabung nicht erkannt wird, interpretiert Gordon als eine Vergeudung wertvollen Potenzials.
Gordon geht davon aus, dass das musikalische Potenzial bis etwa zum Alter von 9 Jahren beeinflussbar ist und unterscheidet deshalb zwischen 'Begabung im Entwicklungsstadium' und 'stabilisierter musikalischer Begabung'. Um diesen Gegebenheiten gerecht zu werden entwickelte er Musikalitätstests für unterschiedliche Altersgruppen. Bei den Tests der 'stabilisierten musikalischen Begabung' (beispielsweise Gordons "Musical Aptitude Profile" und "Advanced Measures of Music Audiation") bleibt bei gewissenhafter Durchführung des Tests das Ergebnis unter Berücksichtigung leichter Schwankungen (die auf den allgemeinen Reifungsprozess, Tagesform, leicht unterschiedliche Testbedingungen etc. zurück zu führen sind) auch nach mehreren Jahren gleich. Ergebnisse eines Tests der 'Begabung im Entwicklungsstadium' (beispielsweise Gordons "Primary Measures of Music Audiation" und "Intermediate Measures of Music Audiation) verändern sich durch günstige oder ungünstige musikalische Umwelteinflüsse.
Gordon plädierte in seinem Vortrag dafür, musikalische Begabungstests als eine objektive Hilfe zur Einschätzung des musikalischen Potenzials zu nutzen. Menschliche Beurteilung und die Testergebnisse können einander jedoch nicht ersetzen. Es handelt sich um zwei verschiedene Arten von Informationen, die beide genutzt werden sollten, um Schüler ihren individuellen musikalischen Voraussetzungen und Bedürfnissen entsprechend eine gezielte Förderung zukommen lassen zu können.