Musikschulkongress '05
Musik verbindet - Partner Musikschule

 

 

 

Grußwort von Bundesministerin Renate Schmidt anlässlich des Musikschulkongresses des Verbandes deutscher Musikschulen am 29. April 2005 in Essen



Sehr geehrte Herr Dr. Richter,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Kleine-Möllhoff,
sehr geehrte Frau Kollegin Schäfer,
liebe Ute,
sehr geehrte Frau Mohn,
sehr geehrter Herr Krüger,
meine sehr verehrten Herren und Damen,

 

es war eine gute Idee des Verbandes deutscher Musikschulen, den diesjährigen Musikschulkongress im Herzen des Ruhrgebietes – in Essen – zu veranstalten. Das Ruhrgebiet ist nicht nur eine der international bedeutendsten Energieregionen, auch als Kulturkraftwerk setzt es Maßstäbe.

Davon zeugt nicht zuletzt das vor einer Woche beendete Schönberg-Festival-Ruhr mit über 30 hochkarätigen Konzerten, Lesungen und Vorträgen. Das belegen zahlreiche Kultureinrichtungen: die Folkwang Musikschule mit über 5.600 Schülerinnen und Schülern, die Folkwang -Hochschule für Musik, Theater und Tanz, die Philharmonie Essen, Aalto-Theater, Casa Nova - Junges Schauspiel Essen, zahlreiche Kabaretts, Theater- und Studiobühnen. Essen und das Ruhrgebiet der Europäischen Kommission als Kulturhauptstadt 2010 vorzuschlagen, lag da auf der Hand. Ich wünsche Ihnen, Herr Bürgermeister und dem gesamten Kulturhauptstadtteam dabei viel Erfolg und gutes Gelingen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
hinter dem Motto Ihres Musikschulkongresses "Musik verbindet – Partner Musikschule" steckt bei näherem Hinsehen ein großes Bildungsthema.

Nichts ist wichtiger für die Zukunft als eine fundierte und umfassende Bildung. Bildung muss dabei im Sinne von Allgemeinbildung verstanden werden: Diese hat die Entfaltung aller Anlagen unserer Kinder und Jugendlichen zum Ziel. Dazu gehören auch Kultur und Kreativität.

Wissenschaftliche Studien belegen, welche Auswirkungen kulturelle und insbesondere musikalische Bildung auf eine positive Persönlichkeitsbildung hat. Durch den Erwerb zahlreicher Schlüsselkompetenzen wirkt sie sich auch auf die übrigen Bildungsinhalte aus. Der Zugang zu musikalischer Bildung ist damit ein grundsätzliches Recht für alle Kinder und Jugendlichen.

In letzter Zeit stehen wir – wirtschaftlich bedingt – vor Zuwendungskürzungen in manchen Kommunen, unter denen zum Teil die Musikschulen zu leiden haben. Dabei sollte der Bereich der Jugendbildung, zu der auch die musikalisch-kulturelle Bildung gehört, der letzte sein, den ein Gemeinwesen nicht mehr fördert.

"Nichts kann zum Verständnis von Musik mehr beitragen, als sich hinzusetzen und selbst Musik zu machen." – Der amerikanische Komponist und Dirigent Leonard Bernstein lebte diese Erkenntnis vor. Nicht tausend Fernsehsendungen, so sagte er weiter, könnten den Menschen auch nur den Bruchteil des Verständnisses und Wissens vermitteln, das sie gewinnen können, wenn sie selbst spielen.

Ein Kind an ein Musikinstrument heranzuführen heißt, seinen oder ihren Sinn für Rhythmus und Melodie zu fördern, das Gespür für Andere und gegenseitige Rücksichtnahme zu stärken und Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich selbst Gehör und Resonanz zu verschaffen.

Die Musikschulen im Verband deutscher Musikschulen sind mit ihrer sorgfältig abgestimmten Konzeption und Struktur öffentlicher Bildungseinrichtungen hierfür der beste Resonanzboden, gewissermaßen Garant der "kulturellen Grundversorgung".

 

Die öffentlichen gemeinnützigen Musikschulen haben damit den konkreten Auftrag der musikalischen Jugend- und Erwachsenenbildung im Sinne einer Breiten- wie auch Begabtenförderung. Niemand sonst könnte dies in dieser Breite und Professionalität erfüllen.

Aufgrund ihres verbindlichen Strukturplanes, ihrer durch Rahmenlehrpläne und Fachlehrkräfte garantierten Unterrichtsqualität sind die VdM-Musikschulen kompetente, zuverlässige und gut organisierte Kooperationspartner – insbesondere auch für die allgemein bildenden Schulen. Keine Musikschule darf versäumen, sich hier einzubringen. Denn allgemein bildende Schulen, vor allem Ganztagsschulen sind für sie ein geradezu idealer Partner.

 

Der Verband deutscher Musikschulen hat dies frühzeitig erkannt und in Koordination mit seinen Landesverbänden und Musikschulen tragfähige Rahmenvereinbarungen mit den Kultusbehörden geschlossen. Auch die "VdM-Arbeitshilfe und Materialsammlung zur Kooperation von Musikschule und Ganztagsschule" ermutigt Musikschulen vor Ort, zusammen mit Ganztagsschulen jene Netzwerke für musikalische Bildung zu weben, die wir so notwendig brauchen.

 

Mit ihrer inhaltlichen wie organisatorischen Kompetenz und dem gemeinsamen Musizieren als Schwerpunkt, sind die VdM-Musikschulen ideale Partner auch bei der Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Viele öffentliche gemeinnützige Musikschulen – gerade auch hier im Ruhrgebiet – bieten eindrucksvolle Beispiele dafür, wie dies erfolgreich gelingen kann. Im September 2001 starteten z.B. die Musikschule Dortmund und das Dietrich-Keuning-Haus - ein sozial-kulturelles Veranstaltungszentrum in Dortmund - mit dem interkulturellen Musikprojekt "KONTRA" eine Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz.

Das Projekt richtet sich vor allem gegen rechtsradikale und fremdenfeindliche Hetze in der Musikszene. Jugendliche finden hierbei ein öffentliches Forum, um sich mit Musik und Tanz darzustellen und Stellung gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Gewalt beziehen zu können.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Musikschulen sind aber auch Träger der Jugendhilfe, wenn man ihre Aufgabe schwerpunktmäßig in der Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen sieht. Sie erhöhen die Bildungschancen und fördern den Zugang zu gesellschaftlicher Beteiligung und Anerkennung durch Musik.

Im Rahmen des Kinder- und Jugendplans des Bundes, der die Komponenten Kultur, Jugend und Bildung beinhaltet, fördert mein Ministerium daher auch solche Maßnahmen, die der Weiterentwicklung der Musikschulen in Deutschland dienen. Zwei Projekte möchte ich stellvertretend nennen: Erstens: die Deutsche Streicherphilharmonie, das junge Spitzenensemble der Musikschulen, dessen Konzert Sie heute Abend erleben können und zweitens: den Medienpreis "LEOPOLD – Gute Musik für Kinder", der insbesondere Eltern die Auswahl geeigneter Hörmedien erleichtert.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
heute Morgen haben Sie erfolgreich Ihren Bundesvorstand neu gewählt und gleich mehrere Vakanzen besetzt. Die Bereitschaft zum Ehrenamt und zur Übernahme von Verantwortung für Viele scheint im VdM zu meiner Freude lebhaft vorhanden zu sein.

Durch großes ehrenamtliches Engagement haben sich auch der bis heute Morgen amtierende Vorsitzende, Dr. Gerd Eicker, und sein Stellvertreter, Klaus-Jürgen Weber, ausgezeichnet. Mit dem Hintergrund umfangreicher praktischer Erfahrung haben sie sich tatkräftig in vielen Jahren auf Bundesebene für die Musikschulen im VdM - inhaltlich wie politisch engagiert. Hierfür gebührt Ihnen beiden ein herzliches Dankeschön.

 

Der VdM hat die Professionalisierung seiner Arbeit durch den Aufbau einer Geschäftsstelle seit etwa 1970 zielstrebig und zielorientiert vorangetrieben. Aus einem Zwei-Personen-Betrieb hat sich eine moderne, agile Bundesgeschäftsstelle mit derzeit 14 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entwickelt.

Der Name des scheidenden Bundesgeschäftsführers Rainer Mehlig steht dabei für eine bemerkenswerte Kontinuität, für planerische Vorausschau, für qualitätsvollen Wandel und Aktualität ebenso wie für Verlässlichkeit und gute Partnerschaft, die er in seinen 34 Jahren als Bundesgeschäftsführer garantiert hat.

Daneben zeichnet sich Rainer Mehlig aber auch durch großes ehrenamtliches Engagement aus: Seit 32 Jahren arbeitet er im Hauptausschuss "Jugend musiziert" mit und seit über 30 Jahren verbringt Rainer Mehlig die Pfingstfeiertage beim Bundeswettbewerb von "Jugend musiziert". Das verdient einen Sonderapplaus!

 

Seinem Nachfolger im Amt des Bundesgeschäftsführers, Herrn Pannes, wünsche ich an dieser Stelle denselben Elan und die geballte Gestaltungskraft beim Verband deutscher Musikschulen.

Dem neu gewählten Vorstand, mit Herrn Dr. Richter an der Spitze gratuliere ich zur Wahl und sage auch ihm: Glück auf! Auf ein Wiedersehen bei der diesjährigen Verleihung des LEOPOLD im Herbst dieses Jahres in Köln.

 

Auch der diesjährige Musikschulkongress wird den Teilnehmern und Teilnehmerinnen viele Anregungen, aber auch Ermutigung geben können, in ihrem anspruchsvollen Musikschulangebot nicht nachzulassen. Eine moderne Gesellschaft braucht die Musikschule: als Kulturangebot, als Lernort, aber auch als Begegnungszentrum im kommunalen Leben.

Ihrem Kongress wünsche ich einen guten und erfolgreichen Verlauf.


 

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