18.11.2010 | VdM Verband deutscher Musikschulen

Poesie und Brillanz der rauen Momente

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.11.2010

Deutsche Streicherphilharmonie mit Michael Sanderling in der Alten Oper

Unermüdlich scheint Michael Sanderling, Professor für Cello an der Frankfurter Musikhochschule und jüngst zum Chefdirigenten der Dresdner Philharmoniker berufen, wenn es um Nachwuchsförderung geht – sowohl was junge Musiker als auch, was ein nachrückendes junges Publikum betrifft. Vor kurzem erlebte man ihn mit der neugegründeten "Skyline Symphony", einem Ensemble, in dem Profis aus namhaften Orchestern mit den besten Studierenden der Frankfurter Musikhochschule zusammenwirken. In der Alten Oper dirigierte Sanderling nun die Deutsche Streicherphilharmonie, ein Spitzenensemble der deutschen Musikschulen, das er seit 2003 leitet. Elf bis 19 Jahre alt sind die jungen Musikerinnen und Musiker dieses immer wieder verblüffenden Streichorchesters.

Mit "angewandtem Bach" gleichsam eröffneten Sanderling und die Deutsche Streicherphilharmonie den Abend im Großen Saal: mit der sechssätzigen Komposition "An English Suite" von Hubert Parry. Von dessen Werken kennt man wohl am ehesten die Hymne "Jerusalem" (1916) für Chor und Orgel, die in einer Orchestrierung von Edward Elgar den feierlichen Abschluss der alljährlichen "Proms"-Konzerte in London bildet. Seine fünf zwischen 1882 und 1912 komponierten Sinfonien bereiteten gewissermaßen den Boden für die sinfonischen Werke Elgars. Die Bach-Rezeption, die in Parrys "English Suite" durchscheint, geht auf Studien des Komponisten in Deutschland zurück. Ausgesprochen klangschön und nuanciert ausgearbeitet gelang diese Rarität.

Solist in Robert Schumanns Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129 war Johannes Moser, Gewinner des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs 2002: Den intensiv kommunizierenden Cellisten erlebte man lebendig phrasierend, wobei er draufgängerisch-impulsiv auch eher raue Momente des Werks hervorkehrte. Das Orchester agierte sehr aufmerksam und gewandt. Wie beim Cellokonzert erklang auch bei Frédéric Chopins Klavierkonzert Nr. 1 e-Mol op. 11 der Orchesterpart in einer Bearbeitung für Streicher. Die Balance von Poesie und kraftvoller Brillanz, mit der die in Frankfurt lebende Pianistin Jewgenia Rubinowa den Klavierpart meisterte, aber auch die hohe musikalische Qualität der Ausführung im Orchester machte das Zuhören zum Erlebnis. Sensible und agil vermittelte Sanderling agogische Nuancen zwischen Solistin und Orchester. Für den begeisterten Applaus dankten die Ausführenden mit Mozarts Rondo "alla turca" aus der A-Dur-Sonate KV 331 in einer Instrumentation für Klavier und Streicher, die mühelos auch die perlende Leichtigkeit der Klavierläufe aufgriffen.

Joachim Wormsbächer

zurück


Musikschulsuche

Finden Sie Ihre
Musikschule
Jetzt suchen

Musikschulsuche

Finden Sie Ihre Musikschule

Musikschulsuche

Finden Sie Ihre Musikschule

(c) Verband deutscher Musikschulen e.V., www.musikschulen.de
gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend