15.01.2009 | VdM Verband deutscher Musikschulen
Klangkultur, Präzision und Hingabe
Kölner Stadtanzeiger, 13.01.2009
Die Deutsche Streicherphilharmonie gastierte in der Kölner Philharmonie.
In der Deutschen Streicherphilharmonie finden sich regelmäßig die Besten des Nachwuchses zu intensiven Arbeitsphasen zusammen. Seit 2003 werden die elf- bis 19-jährigen Musiker durch den Dirigenten Michael Sanderling betreut, der selbst ein angesehener Cellist ist. Auf Einladung der Kontrapunkt-Konzerte gastierten die Youngsters in der Philharmonie - und boten wieder einmal eindrucksvolle Beispiele ihrer hohen Klangkultur, Präzision und Hingabe.
Fünf Monatsblätter aus Tschaikowskys "Jahreszeiten"-Album (in der Bearbeitung von David Geringas) wurden durch heiter-poetische Kalendersprüche eingeleitet, die sich die jungen Musiker selbst ausgedacht hatten. Aus dem warmen, gedeckten Ensembleklang traten exquisite Stimmführer-Soli hervor; die lebendige, plastische Phrasierung verriet eine differenzierte Probenarbeit. Schostakowitschs Kammersinfonie op. 110 a ist gleichfalls eine Bearbeitung: Rudolf Barschai hat das beklemmende achte Streichquartett zu sinfonischer Größe gesteigert. Hier bewunderte man vor allem die Konzentration, mit der die jungen Musiker die überwiegend langsamen Sätze in Fluss und Spannung hielten und so eine zwingende Bogenform entstehen ließen.
Auf auratische Weise
Als lyrisch-lichtes Intermezzo diente Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 414, dessen Solopart Martin Stadtfeld auf eine sehr eigene, sehr auratische Weise interpretierte: ganz zurückgenommen in der Dynamik, zuweilen etwas preziös in den Pedalwirkungen, dann aber wieder mit einer glockenhellen Reinheit und Lauterkeit des Klangs. Zum Dank für den Beifall schüttelte er ziemlich locker Prokofjews rabiate Toccata op. 11 aus dem Ärmel und verabschiedete sich danach ganz still mit dem duftigen Siciliano aus Bachs Flötensonate Es-Dur. So machten es auch seine jungen Orchesterkollegen, die Brahms´ Pseudo-Volkslied "In stiller Nacht" als Summchor ausklingen ließen.
Stefan Rütterzurück