30.05.2007 | Deutsche Streicherphilharmonie Mitsing-Konzertkooperation in der Berliner PhillharmonieGelungener "Massenchor" – Mitsingkonzert des Rundfunk-Chors BerlinGelungener "Massenchor" – Mitsingkonzert des Rundfunk-Chors Berlin
Life changing – der erste Einsatz des Chores muss life changing sein!” Rundfunkchor-Chef Simon Helsey spricht über Headset zu den 1.300 Chorsängern in der Berliner Philharmonie. Händels „Zadok the Priest“ wird um 15:30 Uhr das große Mitsingkonzert des Rundfunkchores eröffnen, jetzt muss aber noch gefeilt werden. „Wissen Sie“, so Helsey gut gelaunt zum Chor, „noch klingt’s wie bei mir in der Jugend in England, als wir mit einem Saal voller halbwüchsigen Chorknaben sangen, Sie wissen schon ...“ und nimmt eine schlacksig-coole Haltung ein. Und der Chor singt den Einsatz beim nächsten Mal wirklich „life changing“, beindruckend. 1.300 Choristen haben sich an diesem Sonntag in der Berliner Philharmonie versammelt, angereist nicht nur aus Berlin und ganz Deutschland, sondern auch aus dem europäischen Ausland und sogar aus Japan und den USA. Sie wollen etwas erleben, etwas, das man normalerweise nur aus Berichten kennt, sie wollen spüren, wie es ist, in einem qualitativ hochstehenden Großchor unter professionellen Bedingungen zu singen. Und das erleben sie. Jeder ist bestens vorbereitet, ganze Chöre sind dabei, haben dafür geprobt, sich mit anderen Chören zu Sonderproben getroffen, im Vorfeld per e-Mail Notentextabweichungen und Artikulationsfragen diskutiert. Und dann um 10:00 Uhr eine Klavierprobe absolviert, um nach kurzer Pause um 13:30 Uhr mit Rundfunkchor, Rundfunkorchester und Deutscher Streicherphilharmonie weiter zu proben. Was gerade beim 2. Werk, dem Requiem von Gabriel Faure, voller Konzentration bedarf. Denn die rhythmische Finessen oder die Intonation der langen Phrasen verlieren auch im Großchor nicht ihre Schwierigkeit. Umso beeindruckender, wie Helsey mit wenigen Kunstgriffen die Ordnung wieder herstellt, charmant Konzentration, Spannkraft und Begeisterung zur Höchstform herausfordernd.
Seit 2003 gibt es diese Mitsingkonzerte, im Jahr 2004 erstmals in einer Kooperation von Rundfunkchor und –orchester Berlin und Deutscher Streicherphilharmonie in der Berliner Philharmonie, mit Carl Orffs „Carmina Burana“. Das Rundfunkorchester ließ auch in diesem Konzert wieder die Jugendlichen aus der Deutschen Streicherphilharmonie mitwirken. Schon bei der Gründung der Deutschen Streicherphilharmonie im Jahre 1973, damals unter dem Namen „Rundfunk-Musikschulorchester der DDR“, übernahm das Rundfunkorchester die Patenschaft. So spielte also an jedem Streicherpult ein Jugendlicher neben einem Profi, eine enorme Herausforderung für die Jugendlichen, die glücklich waren, so hautnah die Arbeitsweise der Profis miterleben zu können.
Das umfassende Konzept hat sich bewährt, auch in diesem Jahr war der Zuspruch gut. Dank guter Organisation wusste jede Choristin und jeder Chorist, welche Notenausgabe verwendet wurde, wie die Texte auszusprechen waren und wo ihr/sein Platz war, bei 1.300 Mitsängern eine wichtige Detailfrage. Ein guter Catering-Service im Foyer und die vielen fachlichen Gespräche untereinander ließen die Pausen fast zu kurz werden. Im Konzert saßen aber alle wieder pünktlich auf ihren Plätzen, zu den dann über 1.400 Mitwirkenden waren noch 400 Zuhörer gekommen. Und diese erlebten ein mitreißendes Konzert, dass der begeisterte Massenchor gemeinsam mit den Profis von Rundfunkchor und Rundfunkorchester mit großer Intensität gestaltete. Was aber vor allem erstaunte, war die hohe emotionale Dichte beim Requiem von Faure, die man nach der kurzen Probenphase eigentlich nicht erwartet hätte. War es die gute Vorbereitung der angereisten Sängerinnen und Sänger, ihr Engagement? Oder die Situation, der Ort, die besonderen Umstände? Der Geist des Werkes jedenfalls erreichte so manches Herz im Publikum und man sah viele Tränen der Rührung und der Ergriffenheit. Wen wunderten da noch die langen Schlangen an den CD-Verkaufsstellen im Foyer, wo direkt im Anschluss an das Konzert der Mitschnitt auf CD verkauft wurde? Gottfried Hoffmann nach oben |