30.04.2013 | Deutsche Streicherphilharmonie
Junge Musiker der Streicherphilharmonie im Einklang
Unter Leitung von Michael Sanderling gastierte die "Deutsche Streicherphilharmonie" im Coburger Kongresshaus
Wenn Mozarts Musik scheinbar mühelos leicht klingt, steckt große Interpretenkunst dahinter. Dann wird technische Souveränität nicht zum Selbstzweck, sondern dient ganz einfach als Mittel zur Gestaltung wie beim gut besuchten Coburg-Gastspiel der "Deutschen Streicherphilharmonie" im Kongresshaus.
Unter Leitung von Michael Sanderling gastierte die "Deutsche Streicherphilharmonie" im Coburger Kongresshaus.
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Jochen Berger
Zwei, drei Takte aus Mozarts D-Dur-Divertimento KV 136 reichen, um unmissverständlich zu erkennen: Hier musiziert ein junges Spitzenorchester, dessen Spiel frei von jeder lähmenden Routine ist, sondern immer wieder beflügelt wird von der puren Freude an der Musik.
Markante Gesten
Michael Sanderling führt die Streicherphilharmonie mit markanten Gesten, die nicht nur den Klang jederzeit präzis formen. Damit garantiert Sanderling zugleich auch in rhythmisch kniffligen Passagen mühelos das exakte Zusammenspiel. Viel wichtiger aber ist es ihm, die Musik lebendig atmen zu lassen. Mit fein differenzierter Dynamik können melodische Bögen regelrecht aufblühen.
Elegische Melodien
Wer den oft geschmähten Max Bruch für seine gerne ein wenig elegisch getönten Melodien liebt, wird auch an seinem Doppelkonzert e-Moll für Violine und Viola Gefallen finden, hier in einer Fassung für Streichorchester zu hören. Als klanglich makellos homogen agierendes Duo begeistern Anna Theresa Steckel (Violine) und Liisa Randalu (Viola) das Publikum. Bestens durchgeformte Tongebung verbindet sich mit schlanker Virtuosität im rasanten Finale.
Raffinierte Effekte
Mit allerlei raffinierten Effekten hat George Alexander Albrecht seine Huldigungskomposition zum 40-jährigen Bestehen der Streicherphilharmonie versehen. Der unmissverständliche Titel: "Zum Jubiläum". Aus fast unhörbarem Beginn mit diffus sirrenden Klängen entwickelt sich dann eine Musik, die zunächst klingt, als käme sie hinter einer angelehnten Tür hervor. Dann öffnet sich diese klangliche Tür immer weiter, die Musik gewinnt an Tempo und Lautstärke. Walzer-Assoziationen mischen sich drein, aufstampfende Füße steuern rhythmische Akzente bei. Schließlich skandiert das Orchester zum furiosen Schluss zum eigenen Spiel noch "Streicher-phil-har-monie".
Applaus, Jubel und eine Zugabe
Der zweite Teil ist dann ein einziges Schwelgen - ein Schwelgen in der Melodienfülle von Antonin Dvoráks E-Dur-Streicherserenade, ein Schwelgen im wunderbar gesanglichen Klang der Streicherphilharmonie. Faszinierend, wie konzentriert und reaktionsschnell die jungen Musiker die fein differenzierten dynamischen Vorstellungen Sanderlings umsetzen - vom zartesten Pianissimo bis zum kraftvollen, aber nie forcierten Fortissimo. Applaus, Jubel und eine Zugabe: das effektvolle "Concerto grosso" von Karl Jenkins.
Aus der Geschichte eines jungen Orchesters
Entstehung: Die "Deutsche Streicherphilharmonie" wurde 1973 in Ost-Berlin als "Rundfunk-Musikschulorchester" der DDR gegründet und nach der Wende 1991 unter dem Namen "Deutsches Musikschulorchester" in die Trägerschaft des Verbandes deutscher Musikschulen übernommen. Ihre Tourneen führen die "Deutsche Streicherphilharmonie" jährlich durch ganz Deutschland. Nach Jörg-Peter Weigle, dem ersten Dirigenten des gesamtdeutschen Ensembles, reichte Hanns-Martin Schneidt den Taktstock 2003 an Michael Sanderling weiter. Im Sommer 2013 übernimmt Wolfgang Hentrich die künstlerische Leitung.
Jochen Berger
Quelle: www.infranken.de
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