10.12.2012 | Deutsche Streicherphilharmonie
Charmant kreiselt der Walzer - Feine junge Streicher in der Alten Oper Frankfurt
Frankfurter Rundschau vom 29.11.2012
Gleich zwei prominente Solisten wurden von der Deutschen Streicherphilharmonie zu ihrem Gastspiel in Frankfurts Alter Oper eingeladen. Für das Werk, das im Zentrum des Abends stand, hatte man Vilde Frang und Nils Mönkemeyer gewonnen. Melodiös und apart interpretierten die junge norwegische Geigerin und der ambitionierte Bratscher Max Bruchs Doppelkonzert op. 88 (hier in der 2006 entstanden Fassung für Streichorchester von Ettore Causa). Schlank und gerade der Ton von Frangs Vuillaume-Geige, nicht minder klar im Ausdruck hört man Mönkemeyers Erben-Viola, ein Verzicht auf allzu viel Schwelgerei, der dem hochromantischen Werk nicht schlecht bekommt.
Aufmerksam begleitet wird das Duo von einem jungen Streicherensemble, das nach zaghaftem Beginn ein kräftiges Melos an den Tage legt, eine spürbare Begeisterung am (Schön-)Klang, die Michael Sanderling sorgsam lenkt. Beredt und mit vielen direkten Ansprachen leitet der Dirigent aus Dresden das Orchester, nimmt Blickkontakt mit den vier Bassisten auf und fordert seine Geigen mit kräftigen Gesten zu stärkerem Engagement auf.
2003 hat Sanderling die Leitung des Orchesters übernommen, das hervorgegangen ist aus der Nachwuchsarbeit der Musikschulen in der DDR und seit 1991 vom Verband deutscher Musikschulen getragen wird. Schüler zwischen 11 und 19 Jahren erhalten Unterstützung von professioneller Seite. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin ist Patenorchester und stellt Dozenten für die einzelnen Stimmgruppen zur Verfügung.
Nach der Pause erklingt Antonín Dvoráks Streicherserenade in E-Dur. Ein Werk aus Dvoráks Schicksalsjahr 1877, fünf mit viel böhmischem Volksklang durchmischte Sätze, die hier mit Verve und bemerkenswertem Einfühlungsvermögen vorgetragen werden. Weite Bögen, wo nötig, charmant kreiselnd der Walzer, fein ausbalanciert das Larghetto.
Weit vorsichtiger agierte man zu Beginn des Abends, hier konnte man flüsternde Geigen hören und wispernde Musikschüler. Mit Blick auf die jungen Interpreten hat der Komponist Gisbert Näther einen Prolog geschrieben zu Schuberts Liedvertonung "Der Taucher". Eben erst uraufgeführt beim Weimarer Poetik-Festival, stand das kleine Werk am Beginn eines Abends, der den Musikern nicht eben beste Bedingungen bot - gähnend leer die Reihen, grell die Saalbeleuchtung. Aber die Streicher auf der Bühne machten ihre Sache ausgezeichnet und der nicht enden wollende Beifall entschädigte für das ungastliche Ambiente.
Gerd Döring
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