27.10.2017 | Deutsche Streicherphilharmonie

Bewegende Momente im Baltikum

Die Sommertournee der Deutschen Streicherphilharmonie (nmz 10/2017)

Die Strapazen einer mehr als 20-stündigen Reise von Kasachstan nach Tallinn hatte Pēteris Vasks eigens auf sich genommen, um das diesjährige Abschlusskonzert des traditionellen Orgelfestivals in der estnischen Hauptstadt zu erleben. Das dort gastierende Ensemble aus Deutschland kannte er noch nicht, dafür aber dessen Eröffnungsstück an diesem Abend umso besser: „Viatore“. 2001 veröffentlicht, gehört dieses Werk für Streichorchester zu den meistaufgeführten des lettischen Komponisten.

 

Die Begegnung mit Pēteris Vasks war einer der Höhepunkte der Gastspielreise der Deutschen Streicherphilharmonie (DSP), die das junge Spitzenensemble der Musikschulen im August in alle drei baltischen Staaten führte. In einem Workshop in der Jaani kirik, Johanniskirche, in der anschließend auch das Konzert stattfand, beeindruckte Vasks die 11- bis 20-jährigen Streichertalente aus Deutschland mit seiner Warmherzigkeit und seinem ebenso schlichten wie eindringlichen Appell, aus ganzem Herzen zu musizieren. Mit Tränen in den Augen dankte der Komponist nach dem Konzert für das eindrucksvolle Ergebnis des Workshops und der vorhergehenden intensiven Probenarbeit, die Chefdirigent Wolfgang Hentrich und das Orchester geleistet hatten. Auch das Publikum war spürbar ergriffen und verharrte Sekunden lang in Stille, als der Wanderer, „Viatore“, im Glissando, mit dem Vasks zu Beginn des Werks dessen Ankunft in der Welt symbolisiert, wieder entschwunden war. In der Deutschen Botschaft in Tallinn, wo Hausherr Christian Matthias Schlaga die Mitwirkenden und weiteren Beteiligten des Abends im Anschluss an das Konzert auf sehr gastfreundliche und charmante Weise zu einem zwanglosen Beisammensein empfing, wirkte dieser besondere Zauber in den vielfältigen Gesprächen nach. Auch der international renommierte Organist Christian Schmitt, der mit zwei Werken von Mendelssohn und Liszt brillant den Rahmen des Konzertes gestaltet und im gemeinsamen Werk mit der DSP den Harfenpart in Gustav Mahlers „Adagietto“ (aus der 5. Sinfonie) auf dem Klavier übernommen hatte, und die Veranstalter des Abends waren von den jungen Talenten beeindruckt. Letztere nutzten die Gelegenheit, sich im schönen Ambiente der Botschaftsräume Autogramme und gemeinsame Fotos mit Pēteris Vasks zu sichern, der den Wünschen seiner jungen Fans trotz der großen Reiseanstrengung liebenswürdig nachkam. Der Abend in der Deutschen Botschaft war nicht nur ein großartiger Abschluss eines herausragenden Konzertes in Tallinn, sondern einer sehr gelungenen Gastspielreise ins Baltikum.

Das traditionelle Kunstfestival „Druskininkai Summer With M.K. Ciurlionis“ zu Ehren des Malers und Musikers M. K. Ciurlionis im litauischen Druskininkai sowie der weltweit renommierte Konzertsaal in Jurmala/Riga in Lettland waren die vorhergehenden Stationen der Gastspielreise der Deutschen Streicherphilharmonie.

 

Nach vielen Monaten der Ungewissheit und dank des großen Engagements privater und offizieller Unterstützer war es endlich, sehr kurz vor dem geplanten Reisebeginn gelungen, diese beiden Konzertauftritte für das junge Orchester zu sichern. In allen drei baltischen Staaten wird es, so die Auskunft zahlreicher Veranstalter und Agenturen vor Ort, immer schwieriger, für professionelle Konzertauftritte Leistungen finanzieller Art zu erhalten. Ohne jegliches Honorar aufzutreten, ist für die einheimischen Künstler nichts Ungewöhnliches. Die verantwortlichen Partner bei der Zentrale des Goethe-Instituts in München, dessen Förderung Voraussetzung für die Durchführung der Reise war, ermöglichten mit ihrer großen Geduld, dass die langwierigen Verhandlungen mit den Veranstaltern im Baltikum quasi „kurz vor 12“ noch zum Erfolg geführt werden konnten. Auch die GVL und der Förderverein des Orchesters haben mit ihren großzügigen Förderbeiträgen die Finanzierung der Reise wesentlich gesichert.

 

Für den musikalisch gesicherten Erfolg stand und steht die intensive Probenarbeit, die neben Wolfgang Hentrich das langjährige Dozententeam des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin mit unermüdlichem Engagement leistet. Der außergewöhnlich homogene Klang des jüngsten Bundesauswahlorchesters ist wesentlich dieser kontinuierlichen Arbeit zu verdanken. Für das musikalische Gepäck der diesjährigen Sommertournee hatten die Dozenten mit ihren Registergruppen neben Vasks „Viatore“ die „Serenade nach schwedischen Volksmelodien“ von Max Bruch sowie das „Konzert für Streichorchester“ von Grażyna Bacewicz vorbereitet. Als Solowerk wurde für Litauen das sogenannte kleine Violinkonzert d-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy einstudiert und als Reminiszenz an M. K. Ciurlionis dessen kurzes Werk „Bekit bareliai“. Solistin war die litauische Geigerin Dalia Richter. In Jurmala kam mit der lettischen Pianistin Elina Bērtina als Solowerk Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert KV 449 zur Aufführung. Landestypisches Schmankerl in Estland war die „Elegy“ von Villem Kapp, ein etwa vierminütiges Stück, das inzwischen zu einer beliebten Zugabe des Orchesters geworden ist.

 

Mozarts Klavierkonzert KV 449 (sowie auch das Klavierkonzert KV 414) kam gleich im Anschluss an die Baltikumreise, die das Mittelstück einer fast dreiwöchigen Tournee bildete, noch einmal zur Aufführung. Furioser Abschluss des DSP-Sommers waren zwei Konzerte im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Als Pianisten waren die holländischen Brüder Arthur und Lucas Jussen engagiert worden, die eine echte Symbiose mit dem Orchester eingingen. Das Publikum dankte mit begeisterten Standing Ovations.

 

Brigitte Baldes

Veröffentlicht in: neue musikzeitung, Oktober 2017 (nmz 10/17)


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