25.02.2015 | Landesverband der Musikschulen Thüringen e.V.

Die rot-rot-grüne Kulturpolitik: Wir müssen erst einmal reden, mit allen

Salon der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen

War das womöglich pure Absicht? Das Jugendorchester "Ten2Teenies" aus Hermsdorf eröffnete den Abend ausgerechnet mit einem Marsch aus Edward Elgars "Pomp and Circumstance". Hier werden, mit Shakespeares Worten, "Pomp und Rüstung eines glorreichen Krieges" instrumentiert.

 

Wie glorreich anstehende Kämpfe auf den Feldern des Kulturlandes Thüringen ausgefochten werden, weiß niemand. "Kultur auf dem Schirm?!" hieß indes der Salon, den die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) am Dienstag im Haus Dacheröden veranstaltete. Der Dachverband wollte "Perspektiven der kulturellen Bildung mit der neuen Thüringer Landesregierung" erörtert wissen. Die Resonanz war stark, der Saal sehr voll, die Luft dünn.

 

Um Besitzstandswahrung und Aufwertung bemüht

Kulturelle Bildung kam vor. Aber im Kern beäugten sich die neuen Verantwortlichen und ihr Klientel, akute Nöte der Kulturträger waren zu besprechen. Raum für Strategien blieb nicht.

 

Aufgrund aktueller Ungewissheit blieben Vertreter der Kreativen im Saal auffallend unkreativ. Um inspirierende Inhalte kultureller Bildung ging es kaum, eher um Besitzstandswahrung und Aufwertung. Die "freie Szene" möchte irgendwie mit großen Kulturinstitutionen gleichgestellt werden, Jugendkunst- mit Musikschulen, nicht nur die zehn Thüringer "Kulturagenten für kreative Schulen" fragen sich, wie es weitergeht.

 

Spannend schien im Vorfeld eine Konstellation auf dem wie oft zu großen Podium zu sein. In der Runde trat als einziger Kultur- und Bildungspolitiker mit Regierungserfahrung jemand auf, der als Einziger aktuell gar nichts mehr damit zu tun hat: "Ich sitze jetzt im Haushaltsausschuss", sagte der gewesene Minister Christoph Matschie (SPD). "Da muss man aufpassen, dass das Geld an den richtigen Stellen ausgegeben wird."

 

In der Landtagslogik ist Matschie also in der Königsdisziplin angekommen. Auf dem Erfurter Podium blickte er indes auf seine beiden Nachfolger: Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff und Bildungsministerin Birgit Klaubert (beide Die Linke).

 

Seit an Seit sitzend, versuchten sie, dem Koalitionsvertrag gerecht zu werden: Dieser spricht vom Bewusstsein, "dass Kultur und Bildung zwei Seiten einer Medaille sind."

 

Das spiegelt sich nicht in der neuen Ressortaufteilung. Doch Hoff sah, am Abend seines 39. Geburtstages, kein Problem darin. Es seien immer noch die gleichen Leute in den gleichen Abteilungen dafür zuständig, sich entsprechend zu verständigen.

 

Womöglich muss er sogar eines nicht allzu fernen Tages offenlegen, dass das Geld doch nicht so gut angelegt ist. Strukturelle Probleme wurden vertagt. "Es wird ein Kulturfördergesetz geben", bekräftigte Hoff. "Wie es aussieht, ist Gegenstand einer Diskussion." Das ist derzeit Regierungslinie: Wir müssen erst reden, mit allen. Das betrifft auch die Kultur als gesetzliche Pflichtaufgabe, die Matschie zumindest skeptisch sieht und Jörg Kellner (CDU) ablehnt. "Was heißt Pflicht? Was wird Pflicht und was nicht", so Matschie.

 

Regierung muss für den Aufschlag sorgen

Selbst Hoff warnt davor, den Haushalten Gestaltungsmöglichkeiten zu nehmen. Allein für Verlässlichkeit und Flexibilität in der Kulturförderung brauche es kein Gesetz. Das ginge etwa auch mit Verträgen. Ob Pflichtaufgabe, Fördergesetz oder Landesjugendförderplan: Die Regierung setzt auf breite Beteiligung. Klaubert erwartet spannende Prozesse und will nichts "Vorgefertigtes auf den Tisch legen."

 

Breite Beteiligung erfuhr vergangene Legislatur auch das Thüringer Kulturkonzept. Es steht nur nichts drin, "außer viel Konjunktiv", so Andreas Berner vom Verein Lese-Zeichen. Es ist "nicht mehr als eine Bestandsaufnahme", sekundierte Astrid Rothe-Beinlich (Die Grünen), "kein 'Wo wollen wir hin'."

 

Dialog und Beteiligung entlasten die Regierung bei dem Spiel nicht vom Aufschlag. Auf den warten wir noch.

 

M ichael Helbing / 18.02.15 / TA


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