19.12.2014 | VdM Verband deutscher Musikschulen

Eine musikalische Streicher-Sternstunde

Deutsche Streicherphilharmonie spielt zum 40. Geburtstag der Musikschule

Eine musikalische Sternstunde ist das Konzert der Deutschen Streicherphilharmonie am Samstagabend in der Stadthalle gewesen. Einen „einzigartig differenzierten Streicherklang“ hatte Musikschulleiter Wolfram Lutz in seiner Ankündigung des Gastspiels des jungen Spitzenensembles der Musikschulen zum 40. Geburtstag der Tettnanger Musikschule versprochen, doch überwältigt sagte er in der Pause: „Das hat meine Erwartungen völlig übertroffen.“ 

 

Und sicher nicht nur seine, sondern auch die aller Zuhörer, denn was die rund 60 Streicher im Alter zwischen elf und 19 Jahren unter der Leitung ihres Chefdirigenten Wolfgang Hentrich geboten haben, war schlichtweg phänomenal. Schade um jeden freien Platz in der nur gut zur Hälfte gefüllten Stadthalle. Das war kein übliches Schülerkonzert, sondern ein Meisterkonzert handverlesener junger Streicher aus allen Musikschulen bundesweit. Bestens passte dazu die aus Tettnang stammende Solistin Madeleine Przybyl, deren erste musikalischen Schritte Wolfram Lutz begleitet hatte – heute ist sie Solobratscherin beim Staatstheater Stuttgart und unternimmt als Solistin zahlreiche Konzerttourneen. 

 

Kein übliches Schülerkonzert 

 

Federnd schritt Wolfgang Hentrich, Erster Konzertmeister der Dresdner Philharmonie und gefragter Solist, ans Pult, ebenso federnd leicht erklang unter seiner Leitung zum Auftakt

Mozarts „Kleine Nachtmusik“. Berückend waren der feingliedrige, durchsichtige Klang, die Pianokultur
des Orchesters. Ein Mozart aus einem Guss, graziös und beschwingt dynamisch – und doch erst der Auftakt zu weiteren musikalischen Höhepunkten.

 

Was mochte bloß „Orawa für Streichorchester“ bedeuten, fragte man sich vor der Komposition des
2013 verstorbenen großen polnischen Komponisten Wojciech Kilar. Und schon war man hineingezogen in eine postromantische Musik von eindringlicher Suggestivkraft. Der gleichnamigen karpatischen Gebirgslandschaft an der polnisch-slowakischen Grenze hat der Komponist dieses Porträt gewidmet, das in seiner Sogwirkung zuweilen an Ravels Bolero erinnert und doch eine ganz andere Sprache von Nostalgie und Archaik spricht. Immer rasanter, vibrierender wird die Musik mit schönen Soli, ein vielstimmiges „Hej!“ rundet das fesselnde Spiel ab.

 

Betörende Wärme

 

Intensiv gefeiert wurde danach die Solistin im romantischen Violakonzert von Henri Casadesus, das der Komponist für ein „wiederentdecktes“ Werk von Johann Christian Bach ausgegeben hatte, ein subtiles Spiel mit Stimmungen und Schwingungen. Mit betörender Wärme sang im Adagio die Soloviola, während das Orchester einen ruhigen Klangteppich unterlegte, ein beglückendes Spiel mit sanft wogendem Orchester und schöner Zwiesprache der Viola mit Eliane Menzel an der ersten Violine. Noch einmal lotete Madeleine Przybyl im Allegro molto in einer Kadenz alle Stimmungen ihres Instruments aus, ehe das Tutti sie dynamisch mitriss. Die hohe Spielkultur des Orchesters setzte sich nach der Pause in Edward Griegs Holberg-Suite mit Tanz- und Liedformen des frühen 18. Jahrhunderts fort: duftig, idyllisch, anmutig volkstümlich, mit ansteckender Spielfreude bis zuletzt. Müde? Aber nein: Als Zugabe glühten noch einmal die Saiten im Presto des Sommers aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, feurig spielte Wolfgang Hentrich selber mit.

 

Von: Christel Voith

(erschienen in der Schwäbischen Zeitung am 17. November 2014)


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